Dou, Gerard

1613 Leiden – 1675 Leiden

Die junge Mutter

Der in seiner Zeit und bis ins 19. Jahrhundert hoch geschätzte Begründer der sog. Leidener Feinmalerei, Gerard Dou, realisierte mit seiner speziellen Technik und dem Malen mit Lupe eine kaum zu überbietende, viel bewunderte Detailgenauigkeit unter einer völlig glatten, frei von jeder Pinselspur bleibenden Oberfläche. Der Bildaufbau des Gemäldes ist eng verwandt mit einem Hauptwerk des Malers, dem bei einem Schiffbruch untergegangenen, in einer Kopie des 18. Jahrhunderts überlieferten Triptychon. Es zeigte in einer auf Aristoteles’ Sittenlehre zurückgehenden Ikonographie auf der Mitteltafel die Natur in Gestalt der jungen Mutter, auf den Flügeln die Ausbildung und Übung:
die drei wesentlichen Voraussetzungen zur Vervollkommnung menschlicher Tugend. Das Berliner Bild rückt den Arzt (natura passiva) weiter in den Hintergrund und erweitert das Thema der jungen Mutter (natura activa) um das genrehafte Motiv des Mädchens, das mit einem Glöckchen den Säugling von der Mutterbrust ablenkt – ein noch heute üblicher, hier erfolgreich verlaufender Hörtest. Der Vorhang, ein geläufiges Bildmotiv Dous, zeichnet die häusliche Szene als Symbol der positiven, gesunden Natur aus.

Die junge Mutter

Kat.Nr.KFMV.269, erworben 1974, Foto: Jörg P. Anders