Französisch

Die Krönung Mariae

1400

Das in Nordeuropa vor 1500 sehr seltene Rundformat dieses kleinen Bildes wurde lange Zeit für italienisch gehalten und u.a. dem lombardischen Maler Michelino da Besozzo zugeschrieben. Inzwischen wird es jedoch der französischen Hofkunst zugeordnet, aus der auch andere, zum Teil kleinformatige Tondi bekannt sind. Häufig sind auch Beziehungen zur Buchmalerei an den Höfen von Dijon und Paris aufgezeigt worden – stilistische und motivische Übereinstimmungen mit dort entstandenen Miniaturen sind unübersehbar. Interessantes neben der Zuordnung bietet auch die gleichfalls auf italienische Vorbilder zurückgehende Ikonographie:

Die Krönung der Maria erhält einen sehr zeremoniellen Charakter, indem nur Christus thront, Maria jedoch auf einem kostbaren Kissen in Gebetshaltung, als Verweis auf die Fürbitte, vor ihm kniet, hinter ihr zwei Engel, die, ihren Mantel haltend, als unmittelbar ihrem Gefolge zugehörig gedeutet werden können. Rechts im Hintergrund ziehen zwei weitere Engel einen Vorhang zurück, enthüllen also gleichsam das Geschehen. Es ist davon auszugehen, dass es sich um ein privates Andachtsbild aus den höchsten Kreisen des Pariser Hofes gehandelt hat.

Die Krönung Mariae

Kat.Nr.1648, erworben 1906, Foto: Jörg P. Anders