Troy, Jean François de
1679 Paris – 1752 Rom
Die Lesende
1723
Bereits seit 1843 befindet sich das Bild „Das Frühstück“ von Jean-François de Troy, ein Erwerb aus der Sammlung des Berliner Verlegers Georg Andreas Reimer, in der Berliner Gemäldegalerie. Als großer Glücksfall wurde 2006 im Pariser Kunsthandel sein Pendant wieder gefunden, „Die Lesende“. Das Bilderpaar entstand 1723 und war in Paris bis 1767 in der Sammlung de Jullienne, bis 1777 in der Sammlung Prince du Conti und bis 1790 in der Sammlung Comte d‘ Orsay vereint. Später trennten sich die Wege.
Mit dem Erwerb der „Lesenden“ von Jean-François de Troy im Jahr 2008 ist es uns gelungen, dieses so lange getrennte Bilderpaar endlich wiederzuvereinigen. Der Kaiser Friedrich-Museums-Verein unterstützte die Gemäldegalerie darüber hinaus mit der Anfertigung eines Rahmens für das bereits in der Sammlung vorhandene Pendant, das „Frühstück“, so dass die beiden Gemälde nun durch ihre gleichartige Rahmung als Bilderpaar deutlich zu erkennen sind.
Jean-François de Troy (1679-1752) war einer der führenden französischen Maler seiner Zeit. Nach Aufenthalten in Rom, Pisa, Florenz und Venedig wurde er im Jahr 1716 in die Académie Royale de Peinture et de Sculpture aufgenommen; ab 1738 leitete er die französische Akademie im Palazzo Mancini am Corso in Rom. Neben seinen großformatigen Historienstücken mythologischen und religiösen Inhalts waren seine sorgfältig gemalten „Tableaux de mode“, sehr beliebt, in denen er, orientiert an der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts, in galanter Weise das Leben der Pariser Gesellschaft darzustellen verstand.
Die Gemälde sind sorgfältig als Gegenstücke aufeinander abgestimmt. Der Fund der „Lesenden“ ist deshalb so großartig, weil nun der ästhetische und der intellektuelle Reiz dieses Bilderpaares sichtbar wird. Die beiden Portaits zeigen jeweils eine junge Frau, einmal im Interieur, das andere Mal im Außenraum. Der Maler spielt mit Gegensätzen: Innen – außen, Kostümfigur – Halbakt, Hinwendung zum Betrachter – verlorenes Profil. Denkbar ist auch, dass der Maler Anspielungen an die traditionellen Darstellungen der Sinne im Sinn hatte, in diesem Fall – Geschmackssinn und Gesichtssinn.
Zu besichtigen sind die beiden Werke in der Gemäldegalerie im Raum 21.
Hier eine Erläuterung des Kunstwerks mit Prof. Dr. Bernd W. Lindemann, vormaliger Direktor der Gemäldegalerie und Skulpturensammlung SMB.
Dieses Video ist Teil der Serie „10 Kurzporträts – Erwerbungen des KFMV 2008 bis 2019 für Gemäldegalerie und Skulpturensammlung“.